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Reshoring in der Logistik: Rückkehr zu regionalen Lieferketten?

In einer Welt, in der Globalisierung und Vernetzung allgegenwärtig sind, rücken lokale und regionale Lieferketten wieder stärker in den Fokus von Unternehmen und Politik. Reshoring – die Rückverlagerung von Produktions- und Logistikaktivitäten aus dem Ausland in das Heimatland – ist eine Strategie, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. In diesem Blogartikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Konzept des Reshorings und seine Vor- und Nachteile.

Was ist Reshoring?

Reshoring ist die strategische Entscheidung von Unternehmen, ihre Produktions- oder Logistikprozesse aus dem Ausland zurück in das Heimatland zu verlagern. In den vergangenen Jahrzehnten war es eher üblich, seine Aktivitäten aus Kostengründen aufs Ausland auszuweiten. Dieser Prozess wird als Offshoring bezeichnet. Mit Reshoring zeichnet sich jedoch seit einigen Jahren ein Gegentrend ab.

Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Dazu gehören steigende Lohnkosten im Ausland, Qualitätsmängel, politische Unsicherheiten und der Wunsch nach nachhaltigeren und kürzeren Lieferketten.

Die Regionalisierung von Lieferketten – eine einfache Lösung?

Die Regionalisierung von Lieferketten ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung und Umsetzung erfordert. Einerseits müssen Unternehmen die Kosten und die Verfügbarkeit von Ressourcen und Fachkräften im Heimatland berücksichtigen. Andererseits müssen sie ihre Geschäftsbeziehungen und Lieferketten neu gestalten, um von den Vorteilen der regionalen Produktion und Logistik profitieren zu können. Dabei spielen Automatisierung, Digitalisierung und eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern eine entscheidende Rolle. Je nach Branche müssen Unternehmen auch an Faktoren denken, die langwierige Prozesse nach sich ziehen können – wie etwa bei Zertifizierungs-Vorgängen.

Grundsätzlich gilt: Das Reshoring eines Produkts ist umso schwieriger, umso gesamtheitlicher es im Ausland bereits hergestellt wird. Wenn in einem Land viele Abhängigkeiten im Herstellungsprozess bestehen, muss ganz genau abgewogen werden, ob sich das Reshoring in naher Zukunft amortisiert.

Vor- und Nachteile von Reshoring

Reshoring bietet einige Vorteile, die insbesondere in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit und Umbrüchen relevant sind:

  • Verbesserte Lieferkettenkontrolle: Durch eine Rückverlagerung der Logistikprozesse können Unternehmen ihre Lieferketten besser überwachen und steuern. Dadurch reduzieren sich Risiken, die durch Qualitätsmängel, Verzögerungen oder politische Unsicherheiten entstehen können.
  • Kürzere Lieferzeiten: Durch die Verkürzung der Lieferketten und den Abbau von Zwischenhändlern können Unternehmen ihre Produkte schneller auf den Markt bringen und flexibler auf Nachfrageschwankungen reagieren.
  • Nachhaltigkeit: Regionalisierte Lieferketten tragen zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Umweltauswirkungen bei, da lange Transportwege und aufwendige Verpackungen vermieden werden.
  • Stärkung der heimischen Wirtschaft: Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen in lokale Infrastrukturen stärken Unternehmen die Wirtschaft in ihrem Heimatland und fördern die regionale Entwicklung.

Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Nachteile, die bei einer Reshoring-Strategie berücksichtigt werden müssen:

  • Höhere Kosten: In vielen Fällen sind die Lohn- und Produktionskosten im Heimatland höher als im Ausland. Unternehmen müssen daher sorgfältig prüfen, ob die Vorteile einer Rückverlagerung die höheren Kosten rechtfertigen.
  • Verfügbarkeit von Fachkräften: Je nach Branche und Standort kann es schwierig sein, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Unternehmen müssen daher in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um den Fachkräftemangel zu bewältigen.
  • Komplexe Umsetzung: Die Rückverlagerung von Produktions- und Logistikprozessen erfordert eine umfassende Planung und Umsetzung, die viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt.

Erfolgreiche Reshoring-Initiativen

Trotz der Herausforderungen gibt es zahlreiche Unternehmen, die erfolgreich Reshoring-Initiativen in der Logistikbranche umgesetzt haben:

Adidas: Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas hat in den letzten Jahren erfolgreich Produktionsstätten in Deutschland eröffnet. Durch den Einsatz von Automatisierung und Robotik gelingt es dem Unternehmen, die Produktionskosten niedrig zu halten und gleichzeitig von den Vorteilen einer regionalisierten Lieferkette zu profitieren.

General Electric: General Electric ist ein US-amerikanischer Mischkonzern, der zu den größten Mischkonzernen der Welt zählt. In den letzten Jahren hat dieser mehrere Fertigungsstätten in den USA eröffnet und damit Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Rückverlagerung profitiert das Unternehmen von einer verbesserten Kontrolle über seine Lieferketten und einer erhöhten Produktqualität.

Stihl: Der deutsche Hersteller von Motorsägen und Gartengeräten Stihl hat seine Produktion teilweise von China nach Deutschland zurückverlagert. Als Grund nannte das Unternehmen unter anderem Qualitätsprobleme und steigende Lohnkosten im Ausland. Durch die Rückverlagerung konnte Stihl die Qualität seiner Produkte verbessern und seine Lieferketten optimieren.

Fazit

Reshoring ist sowohl mit Chancen als auch Herausforderungen für Unternehmen und ihre Lieferketten verbunden. Eine Rückverlagerung von Produktions- und Logistikprozessen kann die Lieferkettenkontrolle verbessern, Lieferzeiten verkürzen und zur Nachhaltigkeit beitragen. Gleichzeitig sind jedoch höhere Kosten, die Verfügbarkeit von Fachkräften und eine komplexe Umsetzung zu berücksichtigen.

Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass Reshoring-Initiativen in der Logistikbranche möglich sind und viele Vorteile bieten. Unternehmen, die eine Reshoring-Strategie in Betracht ziehen, sollten die potenziellen Vorteile und Herausforderungen sorgfältig abwägen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern, Automatisierung und Digitalisierung und die Klärung der Ressourcenfrage. Zudem gilt es, die Offshore-Abhängigkeiten und die damit einhergehende Rentabilität des Reshoring-Projekts zu prüfen.

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